Am 02.06.20 wurde die Naturgruppe des Kindergartens St. Martin, die Wurzelkinder, eröffnet.
In dem sehr phantasievoll angelegten Garten spielen Kinder selbstvergessen im Sand. Das ist in einem Kindergarten nichts Ungewöhnliches und doch merkt man sofort, da ist etwas anders. Es ist kein rechteckiger Sandkasten, in dem die Kinder eifrig graben, bauen und „kochen“, sondern ein von Baumstämmen abgegrenztes, mit Sand gefülltes Oval, in dem auch ein bisschen Gras wachsen darf. Man findet darin auch nicht das klassische Sandkastenspielzeug, keinen Bagger, keine Schaufel, keine Sandkuchenförmchen. Die wenigen Gegenstände die man entdeckt sind Alltagsgegenstände wie z.B. Kochtöpfe, Suppenlöffel, eine kleine Gießkanne und so weiter. Auch Spielgeräte, wie man sie in gängigen Kindergärten findet, sucht man hier vergebens. Keine Rutschbahn und kein Klettergerüst, vor allem kein glattgeschmirgeltes Holz sind zu sehen. Gelegenheiten zum Klettern gibt es trotzdem genügend, auch Tunnel zum Durchkriechen, Hügel, die viele Bewegungsanreize bieten und einiges mehr. Das verwendete Holz wirkt, als wäre es gerade erst im Wald geschlagen worden, mit Rinde, und man meint, man könne sogar noch den harzigen Duft riechen. Die Kinderhände werden zum Greifen und Tasten angeregt, die Sinne werden gefordert und trainiert und dies alles durch Material, das so naturbelassen, wie möglich ist. Spielzeug im eigentlichen Sinn ist, wie man hier sehen kann, nicht erforderlich. Im Gegenteil, je weniger sie zur Verfügung haben, desto kreativer werden Kinder. Das Material aus der Natur oder Gegenstände aus ihrem Alltag reichen, denn es gibt eigentlich nichts, womit ein Kind nicht spielen könnte. Unterstützt wird dies noch dadurch, dass die Kinder nahezu bei jedem Wetter draußen sind und das Kindergartenleben bis auf wenige Ausnahmen im Freien stattfindet. Sie erleben zum Beispiel, dass man auch mit Wasser in Pfützen Spaß haben kann oder wie wunderbar die Luft nach einem Regenschauer riecht. Wenn es dann doch einmal nötig ist ins Innere zu gehen, bieten ein großes Tipi und ein liebevoll gestalteter hölzerner Zirkuswagen die perfekte Ergänzung zur Außenanlage. Hier wurde ein wahres Paradies geschaffen und wenn man die Kinder beobachtet merkt man, dass sie es zu schätzen wissen.
Da der Bedarf an Kindergartenplätzen in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen ist, war eine Erweiterung des Kindergartens der Benediktinerinnen der Anbetung, Neustift unumgänglich. Schon in den Jahren zuvor konnten die Kinder von den sogenannten Waldtagen profitieren, an denen das Kindergartengeschehen in den nahegelegenen Wald verlegt wurde. Das war wohl auch die Basis für die Idee der Naturgruppe, die in Ausstattung und Konzept eng mit der mittlerweile vielerorts bewährten Wald- und Naturpädagogik verwoben ist. Die frühere Kindergartenleiterin, Sr. Lidwina Spichtinger, die jetzt in der Ordensleitung tätig ist, unterstützte die Umsetzung dieser Idee gerne. Dank ihr und der Offenheit und dem Engagement von Kindergartenleiterin Martina Göth und ihrem Team können die Wurzelkinder jetzt Tag für Tag die Natur entdecken und daraus lernen.